Chronik

Den Flugsport in der „Stadt der Flieger“, wie Darmstadt einst genannt wurde, begründeten 1908 Flugpionier August Euler auf dem Truppenübungsplatz des Griesheimer Sandes (dem heutigen August-Euler-Flugplatz Darmstadt) sowie die Darmstädter Gymnasiasten der Flug-Sport-Vereinigung Darmstadt, die 1911 die Wasserkuppe in der Rhön als Segelflug-Gelände entdeckten. Fortgeführt wurde er vor allem von der im Winter 1920/21 gegründeten Akademischen Fliegergruppe Darmstadt e. V. und der Rhön-Rossitten-Gesellschaft, das spätere Deutsche Forschungsinstitut für Segelflug – D.F.S. (ab 1937 umbenannt in Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug). Sie hatten einen herausragenden Anteil an der Entwicklung des Motor- und Segelfluges bis über die Grenzen Deutschlands hinaus. Daneben wirkten ab 1924 vor allem die Hessen-Flieger und trugen wesentlich zur Verbreitung der Flugsportarten in Hessen bei.

Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg

Mehr als 225 Jahre lässt sich in Darmstadt das Interesse an der Luftfahrt zurückverfolgen bis in das Jahr 1783, in dem Erbprinz Ludewig von Hessen-Darmstadt Abbildungen und kleine Ballons zum Experimentieren bei Hof aus Paris mitbrachte. Seit 1908/09 sind Luftfahrtpionier Dr. August Euler im Motorflug, die Flug-Sport-Vereinigung Darmstadt (F.S.V.) im Segelflug sowie die Großherzoglich Technische Hochschule in der wissenschaftlichen Erforschung der Luftfahrttechnik aufs Engste mit Darmstadt verbunden und machten die Stadt zur Wiege der Luftfahrt. Die Spuren der Hessen-Flieger, die dabei einen wesentlichen Anteil an der Verbreitung des Flugsports hatten und haben, lassen sich in Darmstadt bis in das Jahr 1911 zurückverfolgen. Noch heute führen die Hessen-Flieger in ihrer Bezeichnung den Namen des “Vereins für Luftfahrt Darmstadt”, der ursprünglichen Hessischen Flugstudien-Gesellschaft, die 1913 eine Namensänderung in Verein für Luftfahrt Darmstadt erfahren hatte. Dieser schloss sich 1925 mit den Hessen-Fliegern zusammen. Ab 1911 beteiligte sich der Verein an den Zuverlässigkeitsflügen, organisierte Flugtage, Ausstellungen und Vorträge. Die “Flug-Sport-Vereinigung Darmstadt” entdeckte 1911 die Wasserkuppe in der Röhn als ideales Segelfluggelände, wo sie erfolgreiche Gleitflüge mit ihrer selbstgebauten “FSV VIII” ausführte. Die Vereinigung ging 1913 im “Verein für Luftfahrt Darmstadt e.V.” auf.

1911 wünschte sich Flugzeugführer Prinz Heinrich von Preußen, dass das “Jahr manchen wackeren Deutschen finden möchte, der bereit ist, den Gefahren der Aviatik zu begegnen, um Deutschland auch auf diesem Gebiet zu seinem rechten Platze zu verhelfen (…). Wer sich mit dem Gedanken des Fliegenlernens beschäftige, dem sei gesagt, dass ein Flugapparat weder ein offenes Grab, noch ein Kinderspielzeug ist, daß Schneid, Besonnenheit, fester Wille und Ruhe Grundbedingungen sind, um dieses Fach beherrschen zu lernen. (…)”. Besonderer Wagemut mit zielbewusstem, tatkräftigen Streben zeichneten die Pioniere bei der Erprobung von Gleit- und Motorflugapparaten aus, und machten sie zum Vorbild für alle künftigen Fliegergenerationen.

Noch heute pflegen die Hessen-Flieger den Motorflugsport und die Tradition um Deutschlands Flugzeugführer Nr. 1 August Euler.

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg

Nachdem 1923/24 die Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages mit ihren Verboten für die deutsche Luftfahrt im Motorflug etwas gelockert worden waren (der Bau einsitziger Motorflugzeuge mit 60 PS für bis zu 170 km/h und einer Flughöhe von 2.000 Metern bzw. einer Steigfähigkeit bis zu einer Gipfelhöhe von 4.000 Metern war wieder möglich) fanden sich am 21. September 1923 in Darmstadt einige ehemalige Kriegsflugzeugführer zusammen, um sich über die derzeitige Lage und über die Aussichten der Fliegerei auszusprechen. Doch war es nicht möglich, Richtlinien für eine positive Arbeit festzulegen, da die wirtschaftlichen Verhältnisse zu unsicher und hemmend waren. Bei einer zweiten Zusammenkunft am 8. Februar 1924 gründeten Dr. W. Lucius, H. Munkes, E. Schwarz, W. Eichel, G. Bräunig, M. Bauer, R. Busch, A. Kleszinski, A. Knothe, W. Tracht, W. Schwarz und J. Zotz den Bund Hessischer Flieger “Hessen-Flieger” Darmstadt e. V. In den Vorstand wurden gewählt: E. Schwarz (1. Vorsitzender), W. Schwarz (2. Vorsitzender), J. Zotz (Schriftführer), W. Eichel (Kassierer) sowie H. Munkes und A. Knothe als Beisitzer. Der Verein wurde nach Ausarbeitung der Satzung vom 28. Februar 1924 mit den Zwecken

  1. Zusammenschluss der Freunde des Flugwesens, insbesondere der ehemaligen Flieger
  2. Gegenseitige Aussprache und Raterteilung in flugtechnischen und flugsportlichen Fragen
  3. Sammlung und Unterhaltung einer Fachbücherei
  4. Veranstaltung von Lehrkursen, Schauflügen, Wettbewerben usw.
  5. Aufklärung der Öffentlichkeit über die volkswirtschaftlichen und sportlichen Werte des Flugwesens in Wort und Schrift

ins Vereinsregister eingetragen.

Da der 1908 gegründete Flugplatz auf dem Griesheimer Sand nahe Darmstadt von Mitte Dezember 1918 bis Juni 1930 französisch besetzt war und für die zivile Luftfahrt nicht zur Verfügung stand, setzte sich der Verein als erstes für einen neuen Flugplatz ein. Die Stadt Darmstadt überließ ihm die Bessunger Wiesen hinter dem Alten Friedhof an der Nieder-Ramstädter Straße – die “Lichtwiese” – zur Anlegung eines Flugfeldes. Dort schufen die Mitglieder den landschaftlich reizvoll und für den Luftverkehr außerordentlich günstig gelegenen Flugplatz, später als “Alter Flugplatz” bezeichnet. Zielsetzung war die Förderung des Flugsports, die Ausbildung von Jungfliegern, die Durchführung von Reklameflügen und schließlich die Einbeziehung der Stadt Darmstadt in den Verkehrsflug. Mit einer großen Flugveranstaltung am 13./14. Juli 1924 wurde das neue Fluggelände eingeweiht. Der hessische Staatspräsident Carl Ulrich eröffnete vormittags feierlich die Veranstaltung. Ein Junkers-Verkehrsflugzeug landete erstmals auf der Lichtwiese. Die Veranstaltung nahm einen glänzenden Verlauf, zu dem die Passagierflüge des Junkers-Verkehrsflugzeuges und im besonderen Maß die Kunstflüge der Piloten Raab und Katzenstein auf Dietrich-Gobiet-Flugzeugen beitrugen. Von nun an wurde für mehr als zehn Jahre auf diesem Fluggelände Luftfahrtgeschichte geschrieben.

Wenig später erhielten die Hessen-Flieger vom Deutschen Luftrat in Berlin die Genehmigung, einen deutschen Luftwettbewerb vom 28. bis 30. September 1924 auszuschreiben – den ersten Wettbewerb seit dem großen Prinz-Heinrich-Flug 1914. An diesem Wettbewerb wirkte auch der “Verein für Luftfahrt Darmstadt e. V.” mit. Dieser Verein schloss sich 1925 mit den Hessen-Fliegern unter der Bezeichnung “Hessen-Flieger, Verein für Luftfahrt, Darmstadt, e. V.” zu einem einzigen Verein zusammen, der im ganzen hessischen Raum für die Fliegerei warb und den Flugsport in weiten Kreisen der engeren Heimat populär werden ließ. An den Darmstädter Wettbewerb am 28. September schloss sich ein Fünf-Länder-Flug über Preußen, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen mit einer Strecke von 525 Kilometern an. Unter dem Jubel der Zuschauer landeten die neun teilnehmenden Maschinen am Abend des 30. September in Darmstadt. Anschließend fand die festliche Preisverleihung statt. Der Reichspräsident, Stadt und Land und zahlreiche Persönlichkeiten aus Hessens Wirtschaft hatten wertvolle Stiftungen zur Verfügung gestellt.

Durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Stadt Darmstadt und des Landes Hessen war es den Hessen-Fliegern möglich, ab Sommer 1924 viele Flugtage wie in Erbach, Gießen, Babenhausen, Lampertheim, Offenbach, Michelstadt und Wertheim a. M. durchzuführen. Mit diesen Flugtagen weckte der Verein die Begeisterung der Bevölkerung für den Flugsport. Die Zuschauerzahlen pro Veranstaltung lagen zwischen 15.000 und 25.000.

1925 – Aufbau der Darmstädter Fliegerei

Es zeigte sich jedoch, dass der Bund Hessischer Flieger mit den geringen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die wichtigste der vorgesehenen Aufgaben, den Anschluss Darmstadts an das Luftverkehrsnetz, nicht durchführen konnte. Unter Führung von Herrn Bürgermeisters Mueller entschloss sich daher die Stadtverwaltung im Dezember 1924 – dem Beispiel anderer Städte und Länder folgend – eine Luftverkehrsgesellschaft mit dem erforderlichen Kapital unter Beteiligung der Technischen Hochschule, des hessischen Staates und der deutschen Aero-Lloyd A.G., zahlreicher heimischer Industrieller, Banken und Privatpersonen ins Leben zu rufen. Die “Hessische Flugbetriebs A.G. Darmstadt” – Verkehrsflug und Sportflug (Hefag) bildete die Grundlage für den weiteren Ausbau des Flugplatzes als Verkehrsflughafen. Nach den notwendigen Drainagearbeiten durch die Stadt und der Errichtung einer Flughalle mit Reparaturwerkstatt sowie einer Tankanlage wurde der Platz am 1. Juni 1925 von den Hessen-Fliegern der Hefag übereignet. Bürgermeister Mueller (Vorsitzender des Aufsichtsrates und Vorsitzender der Hessen-Flieger) hielt die Festrede. Emil Schwarz wurde zum Direktor der Hefag bestellt. Im April 1926 erhielt er zugleich die Beauftragung als Flugleiter der Deutschen Luft Hansa (Schreibweise ab 30. Juni 1933 Lufthansa) für den Verkehrs-Flughafen Darmstadt.

Zur Einweihung des ausgebauten Flugplatzes wurde gleichzeitig ein Großflugtag durchgeführt. Erfreulich war die rege Teilnahme aller Schichten der Bevölkerung und das zahlreiche Erscheinen von bedeutenden Ehrengästen, angeführt von Hessens Staatspräsident Carl Ulrich und Landtagspräsident Bernhard Adelung. Drei Flugzeuge wurden getauft: Die Albatros-Verkehrsmaschine mit fünf Sitzplätzen der Aero-Lloyd erhielt den Namen “Darmstadt”, das neu erworbene Sportflugzeug der Hefag, ein Grulich-Hochdecker mit 80 PS, den Namen “Hessen” und der blaugraue Sport-Doppeldecker mit 75 PS der Hessen-Flieger den Namen “Hessenflieger”, getauft von Frau Schrop mit dem Spruch:

“Dieses schöne Flugzeug übergebe ich hiermit
den sicheren Händen seines Führers.
Sei Zeuge dafür, dass stolzer deutscher Fliegergeist
im Hessischen Fliegerverein für Luftfahrt lebendig ist.
Dein Name sei ‘Hessenflieger’!”

Im Flugprogramm zeigten die einheimischen Kunstflugpiloten Busch, Laubenthal und Jährling ihr Können. Buschs Leistungen riefen die besondere Anerkennung und Bewunderung des Publikums hervor. Die Flugzeuge waren zeitweise gleichzeitig in der Luft, um den Ehrengästen die Stadt von oben zu zeigen. Ein besonderer Höhepunkt waren zwei Absprünge des Darmstädter Fallschirmspringers Langer, den Pilot Jährling in die Luft brachte. Am folgenden Tag, dem Pfingstdienstag, erwartete man die Flieger des Deutschen Rundfluges 1925 um den B.Z.-Preis der Lüfte, den Boelcke-Preis, Richthofen-Preis und Lilienthal-Preis.

Ein Sommernachtsfest der Hessen-Flieger mit italienischer Nacht war am 8. August 1925 auf dem Flugplatz ein weiterer Höhepunkt. Die Presse schrieb damals: „Der Flugsport ist immer noch Trumpf auf dem weiten Gebiet des Sports, und er nimmt täglich an Popularität zu, besonders in Darmstadt, wo die Hessen-Flieger dafür sorgen, dass immer neue Sensationen suggestiv beeinflussen und begeistern.“

1926

Zu einem weiteren Großereignis am 12. April zur Eröffnung der Luftlinie Darmstadt-München der Luft Hansa mit gleichzeitiger Einweihung des Flugplatzes als „Verkehrsflughafen Darmstadt“ kamen Regierung, Industrie und Presse. Die Hessen-Flieger hatten ihren stattlichen Flugpark in Reih und Glied aufgebaut. Um 11.40 Uhr flog die erste Junkers-Maschine von München kommend Darmstadt an. Die Ansprache des Direktors der Luft Hansa, Präsident Wronski, endete mit dem abgewandelten Wilhelm-Busch-Zitat: “Eins zwei drei im Sauseschritt eilt die Zeit, Darmstadt fliegt mit”. Pünktlich um 14.45 Uhr flog die Junkers-Maschine vollbesetzt nach München zurück. Dies war der Beginn eines acht Jahre dauernden regelmäßigen Luftverkehrs im Streckennetz der Luft Hansa.

Tags zuvor, am Sonntag, dem 11. April, führten die Hessen-Flieger gemeinsam mit der Akaflieg Darmstadt einen erstklassigen Großflugtag mit sechs Flugzeugen durch. Höhepunkt sollte aber der Start von zwei Freiballonen sein. Der Ostwind, der den Fliegern außerordentlich gutes Wetter brachte, kam für die Ballonfahrer Prof. Eberhardt und Major Pochhammer ungelegen, da dieser Wind das Abtreiben der Ballone in die französisch besetzten Gebiete zur Folge gehabt hätte. Sie verzichteten daher auf einen Aufstieg. Zum Ausgleich fesselten die Piloten Busch, Fuchs und Nehring die Zuschauermenge mit einem sensationellen fliegerischen Schauspiel. Als besonderes Ereignis erfolgte der erste Fallschirmabsprung von Frau Langer, der Gattin des Fallschirmspringers Langer. Pilot Jährling brachte sie auf 500 m Höhe, der Absprung verlief glatt, der Schirm öffnete sich und Frau Langer schwebte – lebhaft mit einem Taschentuch winkend – der Erde zu, wo sie glücklich landete.

Bereits einige Wochen später vom 31. Mai bis 6. Juni 1926 veranstaltete die Gruppe Südwest des Deutschen Luftfahrt-Verbandes e.V. Frankfurt a. M. den Süddeutschlandflug 1926 zum Zweck der Auslese betriebstüchtiger und leistungsfähiger Flugzeuge für Übung und Sport. Die Hessen-Flieger übernahmen in Darmstadt die Organisation der zweiten Etappe im Streckenflug am 5./6. Juni. Gleichzeitig veranstalteten sie einen Fallschirmspringerwettbewerb unter den Mitgliedern ihres Vereins.

1927

Ein erster schwerer Flugunfall eines Hessen-Fliegers ereignete sich am 29. Mai 1927. Der als “Darmstädter Husar der Lüfte” bekannte Fluglehrer und ehemalige Kriegsflieger Richard Busch, der als Kunstflieger überall beliebt war, verunglückte mit seiner Maschine schwer bei einem Kunstflieger-Tag in Mannheim. Er verlor ein Bein und gab das Fliegen auf. Das Motorflugzeug “Hessen-Flieger” ging dabei vollständig zu Bruch.

Erfreulich dagegen war der vom Verein veranstaltete Großflugtag vom 16. Oktober auf der Lichtwiese in Verbindung mit einem nationalen Freiballon-Wettbewerb mit acht gelben Ballonriesen.

1928

Das Jahr begann mit dem tödlichen Absturz des Kunstfliegers Friedrich Jährling am 23. Februar mit der G.M.G. 1 D-1224 bei einem Übungsflug mit Loopings. Rumpf und Leitwerk lagen in den Kleingärten am Rande des Verkehrsflugplatzes Darmstadt, Tragflächen- und Propellerteile im Alten Friedhof. Mit ca. 35 auswärtigen Flugtagen hatte Jährling dazu beigetragen, dass weit über die Grenzen des Hessenlandes hinaus der Name der Hessen-Flieger einen guten Klang bekam.

Den Start zweier Freiluftballons konnten die flugbegeisterten Darmstädter auf dem Flugtag am 5. August 1928 erleben. Die beiden Ballons “Darmstadt” und “Union” starteten gegen 16 Uhr, wobei einer Innenminister Wilhelm Leuschner und seine Frau über 20.000 Zuschauer hinweg nach Osten entführte. Weitere Höhepunkte des Tages waren neben den Kunstflügen der Darmstädter Werner und Martens die Loopings der Meister Willy Stoer und Gerhard Fieseler.

1928/29: Thermischer Aufwind und Autoschleppstart bringen den Fortschritt

Zwei bedeutende weitreichende Ereignisse sollten künftig die Arbeit der Hessen-Flieger beeinflussen:

Zum Einen bestätigte der Akaflieger Johannes Nehring in einer “G.M.G. IIa” unter Cumuli vom Verkehrsflugplatz Darmstadt aus nutzbare thermische Aufwinde für den Segelflug am 30. April 1928 im Rahmen des Forschungs-Institutes der Rhön-Rossitten-Gesellschaft (R.R.G.) und des Lehrstuhles für Meteorologie der Technischen Hochschule Darmstadt im Auftrag von Professor Dr. Walter Georgii durch . Die weitere Erforschung nach dieser “Sternstunde” des Segelfluges machte den Segelflug vom Hangwind unabhängig und eröffnete neue Möglichkeiten.

Zum Anderen wurden die Hessen-Flieger zum Vorreiter des Autowindenstarts. Auf der Lichtwiese wurde am 29. Oktober 1929 das Experiment eines Autostarts mit dem Gleitflugzeug “Gewerberat” unter Aufsicht Alex Kleszinskis, dem Leiter der Jungfliegergruppe, gewagt. Der als Motorsportsmann und später als deutscher Kunstflugmeister bekannte Otto Graf Hagenburg hatte sich mit seinem “Mercedes-Benz” in den Dienst der Sache gestellt. An Stelle des sonst üblichen Gummiseils trat ein etwa 200 Meter langes Drahtseil, an dem sich das Flugzeug bis zu einer Höhe von 15 Metern erhob und nun eine Außenkurve beschrieb. Das Gleitflugzeug musste von dem das Auto Steuernden dauernd im Auge behalten werden und ein enger Kontakt zwischen Pilot und Autofahrer war die Voraussetzung. Das Experiment gelang. Ernst Jachtmann und der jugendliche Pilot Willy Röhrig, später als Luftartist und Fallschirmspringer bekannt, führten einige wohlgelungene Flüge aus. Schließlich gelang es Jachtmann sogar, sich 121 Sekunden lang in der Luft zu halten und eine vollkommene Platzrunde zu fliegen. Dies war der Anfang des heute gebräuchlichen stationären Windenstarts.

Eine weitere Veränderung für den Flugsport in Darmstadt warf bereits ihre Schatten voraus. Nach dem Abzug der Franzosen im Jahr 1930 konnte der Flugplatz “Griesheimer Sand” nach seiner Wiederherrichtung bald auch von den Hessen-Fliegern für Flüge genutzt werden. Der offizielle Flugbetrieb auf dem Verkehrsflugplatz Lichtwiese wurde im Frühjahr 1934 ganz auf den “Griesheimer” verlagert.

Die Jungfliegergruppe der Hessen-Flieger von 1928 bis 1933

Nach drei erfolgreichen Jahren im Motorsport wandten sich im Jahr 1927 die Hessen-Flieger dem Segelfliegen im heimischen Raum zu. Angesichts der allmählich immer unerfreulicher werdenden Wirtschaftslage, die sich durch die Weltwirtschaftskrise 1929/30 noch verschärfen sollte, hielt man es für das Beste, in erster Linie den motorlosen Flug zu pflegen, der gleichzeitig eine gute Vorschule für den späteren Motorflieger darstellte. Die Jungfliegergruppe wurde am 2. Juni 1928 offiziell in die Elite der Jugendflugvereine des Deutschen Luftfahrtverbandes aufgenommen. Die allgemeine Entwicklung von Segelflugzeugen in Deutschland gab nun auch dem Verein die Möglichkeit, an den Bau von eigenen Schulgleitern zu denken. Unter der fachmännischen Leitung von Alex Kleszinski und dem unermüdlichen Einsatz der Mitglieder entstanden in vielen Arbeitsstunden in den nächsten Jahren fünf Schulgleiter und ein Segelflugzeug. Bereits Ende 1928 hatte die Gruppe 48 Mitglieder. Im Rahmen des Flugtages der Vereins am 5. August. 1928 fand die Taufe zweier Schulgleiter der Jungfliegergruppe statt. Der erste selbstgebaute Gleiter wurde auf den Namen “Gewerberat” getauft, der zweite Gleiter, eine Stiftung des DLV, auf den Namen “Schulrat”. Beide Schulgleiter wurden bald danach zur Rhön gebracht, wo künftige Flieger auf ihnen die ersten Sprünge in die Luft machen sollten. Zwischen 1929 und 1932 nahmen die Hessen-Flieger mit recht gutem Erfolg an den Rhön-Segelflugwettbewerben teil. In Anerkennung ihrer Leistungen im 11. Rhön-Segelflugwettbewerb wurde die Jungfliegergruppe mit einem Ehrenpreis in Form eines Messingpokals ausgezeichnet.

Da aber solche Wege wie zur Wasserkuppe für die jugendlichen Segelflieger mit zu hohen Kosten verbunden waren, suchten Alex Kleszinski und Ernst Jachtmann nach neuen Wegen, damit fortgeschrittene Piloten sich auch bei mäßigem Wind oder gar Windstille ohne das Vorhandensein eines Hanges längere Zeit in der Luft halten und in der Kurventechnik üben könnten. Am Roßberg bei Roßdorf hatte man bereits mit gutem Erfolg die Schulungsarbeit mit Gummiseilstart betreiben können. Bald fand man im Darmstädter Raum weitere geeignete Schulungsgelände am Forstberg bei Groß-Bieberau, die auch bestens für Schulungswettbewerbe geeignet waren. Auch am Ostrand der Bergstraße gelang es Ernst Jachtmann bei einem ersten Versuch, sich beim Start mit einer Startüberhöhung von 150 Metern am Magnetberg südlich des Frankensteins zwei Stunden und 33 Minuten in der Luft zu halten. Durch die einsetzende Dämmerung war er gezwungen, bei Nieder-Beerbach zur Landung anzusetzen. Am 25. Mai 1931 gelang es ihm dann, am Frankenstein einen Bergstraßenrekord von fünf Stunden und 31 Minuten zu erfliegen.

Ende 1930 ist einem ausführlichen Bericht der Jungfliegergruppe zu entnehmen: Von 96 Jungfliegern betätigten sich 42 fliegerisch, die fast alle jünger als 21 Jahre waren. Diese Leistung war vor allem der Tatkraft Alex Kleszinskis zu verdanken. Ernst Jachtmann betätigte sich auch als Fluglehrer zur Förderung der Jugend im Odenwald. Dadurch wurde am 6. Juni 1930 in König eine Ortsgruppe der Hessen-Flieger gegründet. Fast ein Jahr später stand Segelfluglehrer Kleszinski am 14. Mai 1931 Pate bei der Gründung einer Segelfluggruppe in Lindenfels.

Die Jungflieger der Hessen-Flieger kamen aus allen Schichten der Bevölkerung und hielten unerschütterlich an ihrem Wahlspruch fest.

“Wir fragen niemand,
welchen Glaubens und welcher Politik er sei.
Wir bleiben Fliegerkameraden,
stets treu und einig, stolz und frei!”

1931 – Ein besonderes Jahr für die Hessen-Flieger

Am 6. Juni 1931 begingen die Hessen-Flieger im Orangeriegarten in Darmstadt gemeinsam mit vielen Gästen das Fest ihres zwanzigjährigen Bestehens, das sich nicht am Gründungsjahr 1924 orientierte, sondern an dem sich an die Hessen-Flieger angeschlossenen “Verein für Luftfahrt Darmstadt e. V.”, der bereits 1911 bestand. Bei dieser Feier wurde ein selbstgebautes Gleitflugzeug vom Typ “Hols der Teufel” getauft. Zu Ehrenmitgliedern wurden Professor Dr. Walter Georgii und Georg Schönberger senior ernannt. Im Laufe des Jahres legte sich der Verein einen gebrauchten Sportzweisitzer, eine Dietrich DP IX D-802 (Siemens Motor Sh5) zu und man stellte im Vorstand Überlegungen zur Fortführung einer Motorsportflugschule an. Bis 1933 wurde im Verein der Segelflug in der Umgebung Darmstadts und im Odenwald erfolgreich gepflegt.

Gleichschaltung 1933 – 1945 und Nachkriegszeit

Die Hessen-Flieger konnten die Zwangsliquidierung abwenden. Die im Herbst 1933 verbliebenen Vereinsmitglieder, die sich noch nicht zur einheitlichen Landesgruppe gemeldet hatten, wurden aufgefordert, sich dem Beispiel der meisten Flieger zwischen Frankfurt und Mannheim folgend der “Landesgruppe 11 Darmstadt” des neuen Deutschen Luftsport-Verbandes anzuschließen. Dies war nach den neuen Vorschriften im Nationalsozialismus die einzige Möglichkeit, weiter Flugsport zu betreiben. Der Verein der Hessen-Flieger kam zum Erliegen.

Die Nachkriegszeit bedeutete für die Darmstädter Sportflieger eine große Herausforderung: Aus dem Krieg kamen viele Flieger nicht mehr nach Hause, die Stadt war zum größten Teil zerstört, der Flughafen Darmstadt von der U.S.-Army besetzt, das Flugverbot der Alliierten endete erst am 5. Mai 1955 mit der Freigabe des Motorfluges und die Geldmittel zum Fliegen waren in jeder Hinsicht äußerst knapp.

Die ehemaligen Flieger sammelten sich zunächst 1951 im Aero-Club Darmstadt sowie 1953 im Sportflieger-Club Darmstadt. Aus dem Aero-Club Darmstadt kam 1968/69 eine Splittergruppe von Motorfliegern und Luftfahrtbegeisterten, die teils schon vor dem Zweiten Weltkrieg in der Fliegerei gewirkt hatten, zusammen mit der Aussicht, den ehemaligen, von den Amerikanern besetzten Flughafen Darmstadt (dem heutigen August-Euler-Flugplatz) mitbenutzen zu können. Sie wollten die Tradition um den alten Verein der Hessen-Flieger und deren Wirken aus 1924 wieder aufleben lassen.

1969: Das Jahr der Wiedergründung der Hessen-Flieger

Nachdem 60 Jahre zuvor durch Flugpionier August Euler von Darmstadt aus die deutsche Motorfliegerei ihren steilen Aufstieg genommen hatte sowie Vereinsmitglieder ab 1911 zur Entwicklung des Segelfluges beigetragen hatten, trafen sich am 17. Januar 1969 zehn Flugbegeisterte, um die Tradition der Hessen-Flieger wieder aufleben zu lassen. Am 17. Januar 1969, einem kalten, unfreundlichen Tag, trafen sich zehn Fliegerkameraden im Lokal “Zum Rosengarten” in Darmstadt und beschlossen, die Tradition der früheren Hessen-Flieger wieder aufleben zu lassen. Dies waren

  • Wilhelm Haas
  • Herbert Maul
  • Otto Baer
  • Heinz Oehme
  • Adolf Gilb
  • Jürgen Ritter
  • Heinz Heckmann
  • Friedel Sauer
  • Horst Lipinski
  • Richard Wiegand

Der Verein wurde unter dem Namen “Hessen-Flieger Verein für Luftfahrt 1924 Darmstadt e. V.” erneut in das Vereinsregister des Amtsgerichts Darmstadt unter Nummer VR 1202 eingetragen. Am 7. Februar 1969 wurde die erste Hauptversammlung einberufen und ein Vorstand gewählt:

1. Vorsitzender Oberstudiendirektor Wilhelm Haas, 2. Vorsitzender Otto Baer, Geschäftsführer Horst Lipinski und Kassenwart Adolf Gilb. Mitte März 1969 zählten die Hessen-Flieger 16, zum Jahresende aber bereits 42 Mitglieder.

In der ausgearbeiteten Satzung waren als Hauptziel und Zweck insbesondere die Pflege und Förderung des Motorflugsportes im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen auf gemeinnütziger Grundlage unter Ausschluss jeder politischen, konfessionellen oder gewerblichen Betätigung festgeschrieben.

Am 19. Januar 1969, zwei Tage nach dem ersten Treffen, sprach man bei der Firma Otto in Gießen vor, um das erste Flugzeug für Schulungszwecke zu chartern. Es war eine Cessna 150 mit dem Kennzeichen D-EBZA. Die Charterung wurde von allen Mitgliedern gemeinsam finanziert.

Schon am 19. März 1969 wurde dem Verein die Genehmigung zur Ausbildung von Privatflugzeugführern erteilt. Der 2. Vorsitzende, Otto Baer, übernahm nun als zusätzliche Aufgabe die Ausbildung des Fliegernachwuchses. Der praktische Flugbetrieb erfolgte auf dem Flugplatz Egelsbach, für den theoretischen Unterricht hatte der Hessische Luftsportbund (HLB) seine Räume zur Verfügung gestellt. Bis Ende 1969 bestanden auf Anhieb neun Vereinsmitglieder die Prüfungen zur Privat-Piloten-Lizenz (PPL), Dank der intensiven und vorbildlichen Schulung durch Otto Baer. Es waren:

  • Werner Schwebel
  • Hans Knarr
  • Karl Schmitt
  • Brigitte Gehring
  • Renate Schmitt
  • Hans Reinhardt
  • Gernot Köhler
  • Ferdinand Binot
  • Helmut Repp

Am 10. Oktober 1969, bei einem Stammtischtreffen im Restaurant “Sitte”, tauchte die Idee des Ankaufs eines eigenen Flugzeugs auf. Der Beschluss wurde gefaßt, nachdem die Mitglieder sich verpflichtet hatten, eine Vorauszahlung zu leisten. Mit 16.500 DM war der Grundstock gelegt, die Stadt Darmstadt erleichterte das Vorhaben durch einen Zuschuss in Höhe von 5.000 DM. Der Rest sollte über eine Bank finanziert werden.

Es war der denkwürdige 23. November 1969, als eine Abordnung nach Böblingen fuhr, um dort eine angebotene Cessna 150 zu besichtigen. Das Flugzeug wurde probegeflogen und per Handschlag für 32.000 DM erworben. Die erste vereinseigene Maschine war gekauft – die D-EFYV. Mit diesem Flugzeug wurde bereits im ersten Jahr eine Gesamtflugzeit von fast 400 Stunden erreicht, und es wurden 1694 Landungen durchgeführt.

August-Euler-Gedächtnisflug zum Flugplatz Griesheim

Durch die freundliche Zusammenarbeit und das Entgegenkommen der amerikanischen Streitkräfte wurde erstmals eine Sondergenehmigung zur Landung von deutschen Sportflugzeugen auf dem Griesheimer Flugplatz erteilt. Am Samstag, den 7. Februar 1970, war es so weit. Sieben Flugzeuge starteten in Egelsbach zum ersten “August-Euler-Gedächtnisflug”, um wenig später, als erste deutsche Flugzeuge nach dem Zweiten Weltkrieg, auf dem legendären Griesheimer Flugplatz zu landen. Der Griesheimer Flugplatz wurde bis zu diesem Zeitpunkt nur von den amerikanischen Streitkräften benutzt.

Unter den vom 1. Vorsitzenden Wilhelm Haas eingeladenen Fluggästen befanden sich die Stadträte Wilhelm Barth und Willy Klapprodt, der Magistratsdirektor Martin Volk als Vertreter der Stadt Darmstadt und Oberst Salvador, Captain Jannings und Sgt. Irvin als Vertreter der US-Army. Die Teilnehmer des Fluges wurden vor dem Griesheimer Tower von Brigadegeneral McGuire und dem Airfield-Commander Captain Jannings begrüßt. Oberst O‘Hara, Chef der US-Zeitung “Stars and Stripes”, lud anschließend zu einem Empfang in den Presseclub ein. Die erste Brücke zu den Amerikanern und dem Griesheimer Flugplatz war geschlagen.

1971 – Zunächst als Gäste auf dem Griesheimer Flugplatz

Ende März 1971 wurde Otto Baer, der den Verein entscheidend prägen sollte, zum 1. Vorsitzenden gewählt, nachdem Wilhelm Haas nicht mehr kandidiert hatte.

Einer der Höhepunkte in der Geschichte der Hessen-Flieger war am 3. April 1971 die Taufe der Cessna 150 D-EFYV auf den Namen “Darmstadt” durch die Frau des Darmstädter Oberbürgermeisters, Frau Inge Sabais. Die Hessen-Flieger hatten zu der nicht alltäglichen Feierstunde auf dem Griesheimer Flugplatz eingeladen. Die großzügige Unterstützung und die Genehmigung des Kommandierenden Generals Cutrona und des Airfield-Commanders Captain Jannings ermöglichten die Landung von 25 Sportflugzeugen, die wenig später einen großen Kreis um den Täufling bildeten. Bei dem sich anschließenden Empfang im Presseclub der Armeezeitung “Stars and Stripes” wurde mit zahlreichen geladenen Gästen die Taufe gebührend gefeiert.

Am 15. Mai 1971 war der Griesheimer Flugplatz Mittelpunkt einer großen Flugveranstaltung. Die Hessen-Flieger hatten vom “Frankfurter Verein für Luftfahrt” die Aufgabe übernommen, den Abschluss des 14. Freundschaftsfluges “Rund um Egelsbach” zu organisieren und durchzuführen. In Griesheim beendeten 53 Maschinen, von Freiburg kommend, mit einer Ziellandung den Wettbewerb. Der Fliegerball mit Siegerehrung fand abends in der Otto-Berndt-Halle der TH Darmstadt statt.

Immer mehr Flugbegeisterte fanden den Weg zu den Hessen-Fliegern. Im März 1972 zählte der Verein 64 Mitglieder, unter ihnen viele Flugschüler und die stolze Zahl von 50 PPL-lnhabern. Da reichte ein Flugzeug nicht mehr aus, eine Cessna 172 mit nur wenigen Flugstunden – eine Vorführmaschine – wurde angeschafft. Die Finanzierung der ersten Maschine hatte sich bewährt. Die Mitglieder leisteten wieder großzügige Vorauszahlungen. Die D-EEXM, die zweite vereinseigene Maschine der Hessen-Flieger, wurde am 9. September 1972 im Andenken an Flugpionier Dr. August Euler von Oberbürgermeister Heinz-Winfried Sabais vor zahlreichen Gästen und vielen Schaulustigen auf den Namen “August Euler” getauft – mit schäumendem rotem Sekt und dem Wunsch “Allzeit Gut Flug”. Dieses Flugzeug sollte dem Verein mehr als 30 Jahre treue Dienste leisten.

Das erste traditionelle “Griesheimer Dreieck” fand am 2. September 1972 statt. Die Hessen-Flieger und der BFS-Fliegerclub wollten mit einem Navigationsflug – im Rahmen einer Clubmeisterschaft – eventuell vergessene Kenntnisse wieder auffrischen. Die Organisation übernahmen Hans Geiss, Adolf Gilb und Fritz Hemme. Zum Wettbewerb gehörten die Beantwortung von Fragen aus Luftverkehr und Luftrecht, ein Pünktlichkeitsstart, ein Dreiecksflug Oppenheim – Bensheim – Bismarckturm mit Suchbildern, Zeitzielüberflug und Landung. Mit 30 Teams war die Kapazität der zur Verfügung stehenden Sportflugzeuge voll ausgeschöpft. Prominentester Teilnehmer war Oberbürgermeister Sabais als Co-Pilot des 1. Vorsitzenden Otto Baer. Die Siegerehrung fand im Presseclub in Griesheim statt, den Col. O‘Hara freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte.

Ermutigt durch die unerwartet hohe Beteiligung beschloss man, Veranstaltungen dieser Art zu wiederholen. Der erstmals durchgeführte Wettbewerb bekam spontan – aber erst im Nachhinein – den Namen “Griesheimer Dreieck” und wurde bis 1990 alljährlich im Frühsommer
wiederholt.

Der Aufschwung setzte sich auch 1973 fort; der Verein zählte im März 91 Mitglieder – 27 Neuaufnahmen in einem Jahr – zwei Drittel der Mitglieder waren PPL-lnhaber. Die beiden vereinseigenen Maschinen waren nun voll ausgelastet.

Das Jahr 1973 endete am Silvestertag für Otto Baer mit einer Bürgerehrung. Der Gemeindesaal von St. Stephan – direkt am Darmstädter Flugplatz – war zum Bersten voll. Zahlreiche prominente Gäste waren gekommen, um zu gratulieren. In seiner Festrede bezeichnete OB Sabais die Ehrung als Dank der Stadt an einen verdienstvollen Bürger. Otto Baer sei ein Mann ohne Feinde, aber mit vielen Freunden, viele Preise habe er errungen, aber wenn er ihn – Sabais – nicht zweimal als Co-Piloten dabei gehabt hätte, wären es nun sicherlich zwei mehr. Hans Knarr, Vorsitzender des Ältestenrates, sprach für die Hessen-Flieger. Otto Baer dankte in seiner bescheidenen Art u. a. mit den Worten: “Ich fasse diese Ehrung als Ehrung für den ganzen Verein auf.”

1974

Im “Goldenen Jubiläumsjahr”, die Hessen-Flieger wurden 50 Jahre alt, traf sich der gesamte Vorstand am 1. Mai auf dem Egelsbacher Flugplatz, um eine gebrauchte Cessna-Rocket zu begutachten. Innerhalb einer halben Stunde waren sich Vorstand und Verkäufer handelseinig, die D-EMDC wurde die dritte Maschine der Hessen-Flieger-Flotte und der Verkäufer Mitglied des Vereins. Sie erfüllte mit ihrer doppelten Instrumentierung, dem Autopiloten und dem Zusatztank alle Wünsche, besonders die für Langstreckenflüge. Zum Abschluss und als Höhepunkt des “Goldenen Griesheimer Dreiecks” am 25. Mai 1974 goss OB Sabais Sekt über die Haube der D-EMDC und taufte sie auf den traditionsreichen Namen “Hessen-Flieger”.

Die festliche akademische Feier anlässlich des 50-jährigen Jubiläums fand am 15. Juni 1974 im Foyer des Staatstheaters Darmstadt statt. Vor einigen hundert Gästen brillierte Festredner OB Sabais mit einer außerordentlich geistreichen und fesselnden Rede über die Fliegerei.

Seit dem Jubiläumsjahr 1974 fand für viele Jahre die Jahresabschlussfeier auf der Burg Frankenstein statt, obwohl die Auffahrt durch Eis und Schnee manchmal fast unmöglich war. Der prächtige abendliche Blick auf die Rheinebene gab der Feier eine besondere Note, an die sich viele Mitglieder noch heute gerne erinnern.

Die seit Januar 1972 andauernden Verhandlungen mit der US-Army sollten endlich Erfolg haben: Am 9. August 1974 unterzeichnete das “Hauptquartier der US-Armee Europa” in Heidelberg den Vertrag über die Mitbenutzung des US-Armeeflugplatzes Griesheim durch die Hessen-Flieger. Anfang Februar 1975 feierte man die Unterzeichnung des Vertrags auf dem Frankenstein. Die Hessen-Flieger dankten General Cutrona, der maßgeblich die Weichen für eine Dauermitbenutzung gestellt hatte. OB Sabais bezeichnete den Tag als einen “Thanksgivingday”, hatte doch gerade er sich für die Mitbenutzung immer wieder eingesetzt.

1975 – Regelmäßiger Flugbetrieb auf dem “Griesheimer”

Mit dem Jahr 1975 begannen der Flugbetrieb und das Clubleben der Hessen-Flieger auf dem “Griesheimer”. Auf Beschwerden aus der Bevölkerung über den vermehrten Fluglärm brauchte man nicht lange zu warten – die kamen prompt. Vorsichtshalber wurden damals keine Platzrundenflüge durchgeführt, und die D-EMDC durfte nur in Ausnahmefällen landen.

Clubleben war in Griesheim fast unmöglich, man stand ja noch im Freien, es fehlte ein Dach über dem Kopf – bei inzwischen 124 Mitgliedern, davon 78 PPL-Inhaber und 15 Flugschüler, eine wünschenswerte Sache. Eine feste Bleibe in Griesheim zu bauen war nicht möglich, es musste eine andere Lösung gefunden werden. Ein Vereinsmitglied kam auf die Idee – wie in Allendorf an der Eder gesehen – einen alten Omnibus als Clubraum einzurichten. Eine Anfrage bei der HEAG hatte Erfolg, sie überließ den Hessen-Flieger einen ausgedienten Bus zu einem günstigen Preis, und der Umbau konnte beginnen. Im “Cockpit” des Busses wurde eine Bodenfunkstelle eingebaut, zu der das Land Hessen einen großzügigen Zuschuss gab. Nachdem im Herbst 1975 die Wasser- und Elektroinstallationen beendet, Spüle, Kühlschrank, Tisch und Bänke eingebaut waren, machten die Hessen-Flieger von ihrem “Clubraum” regen Gebrauch.

Ein besonderes Ereignis war der Fliegerball 1975. Angeregt durch den 1. Vorsitzenden Hans Erich Dingeldein und unterstützt durch Oberbürgermeister Heinz-Winfried Sabais richteten alle flugsporttreibenden Vereine der Stadt Darmstadt erstmals den Fliegerball gemeinsam aus. Der Aero-Club, die Akaflieg, die Hessen-Flieger und der Sportflieger-Club luden am 29. November ins Schulungszentrum der Lufthansa in Seeheim ein. Es konnten nicht alle Karten­wünsche erfüllt werden, das Haus war ausverkauft. Im Rahmen dieser Veranstaltung bekamen Hanna Reitsch und Otto Graf Hagenburg die Urkunden für die Ehrenmitgliedschaft bei den Hessen-Flieger überreicht.

Ein Anfang zur Annäherung der Fliegervereine über die Vereinsebene hinaus war erreicht. Auch in den folgenden Jahren richteten diese vier Vereine den Fliegerball gemeinsam aus.

1976: Tag der Darmstädter Flieger

Der “Tag der Darmstädter Flieger” war der 16. Oktober 1976. Bei strahlendem Sonnenschein taufte OB Sabais auf dem Griesheimer Flugplatz zwei Flugzeuge im Beisein geladener Gäste von Bundeswehr, US-Armee, der Stadt Darmstadt und dem Regierungspräsidium. Die Täuflinge waren eine von den Hessen-Flieger kurz vorher erworbene Piper Cherokee Cruiser, die den Namen “Datterich” erhielt und ein Segler der Sportflieger, eine Astir CS, der “Woogssegler” getauft wurde. Den musikalischen Rahmen gestaltete der Leonhard-Bessler-Musikzug, die Stimmung glich der eines Volksfestes. Am Abend des gleichen Tages fand der 2. gemeinsame Fliegerball im Bürgerhaus Wixhausen statt – auch er war ein voller Erfolg.

Die Hauptaufgabe der Hessen-Flieger im Jahr 1977 war der Auf- und Umbau der “Hütte”. Es hatte sich nämlich gezeigt, dass der Omnibus – auf Dauer gesehen – nicht geeignet war, den vielfältigen Bedürfnissen des Vereins gerecht zu werden. Es war einfach nicht möglich, Schulbetrieb mit Unterrichtserteilung, Clubleben und Flugleiterdienst in einem einzigen beengten Raum durchzuführen. Der Fluglehrer Heinz Schecker bot eine Lösung in Form einer ausgedienten Bauhütte an. Nach längeren Diskussionen wurde beschlossen, dieses Angebot wahrzunehmen. Anfang März 1977 waren die demontierten Bauteile der Hütte per LKW angeliefert. Walter Dingeldein hatte die Verantwortung für den Aufbau, den Ausbau und für die gesamte Materialbeschaffung übernommen. Unter seiner bewährten Leitung fanden sich erfreulich viele Mitglieder spontan bereit, tatkräftig mitzuhelfen und die heruntergewirtschaftete “Hütte” in ein gemütliches Clubheim zu verwandeln. Das Einweihungsfest fand am 15. Juli 1977 in Verbindung mit der Verabschiedung des Flugplatzkommandanten Captain White statt, der für den Aufbau dieses Vereinsheimes seine Zustimmung erteilt hatte. Es wurde eine feucht-fröhliche, bis in den frühen Morgen dauernde Feier. Die “Hütte” war so voll, das an ein Umfallen im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu denken war. Die auf dem “Griesheimer“ stationierten Soldaten der Sanitäts-Hubschraubereinheit feierten die Verabschiedung ihres Vorgesetzten kräftig mit.

Eine traurige Nachricht vom Freitag, 26. August 1977: Die D-EFYV ging bei einer versuchten Notlandung westlich von Egelsbach zu Bruch. Der Flugschüler blieb unverletzt. Ein Ersatz wurde bald mit einer Cessna 150, der D-EBXH, gefunden, die seitdem mit dem Namen “Darmstadt” als Schulflugzeug diente.

Besuch aus Frankreich hatten die Hessen-Flieger am 10. und 11. September 1977. Nachdem auf Anregung von Pfarrer Ferdinand Binot einige Hessen-Flieger den “Aero-Club-Sud-Meusien” in Les Hauts de Cheè in der Nähe von Bar-le-Duc, der Schwesterstadt Griesheims, besucht hatten, stattete dieser einen Gegenbesuch ab. Mit sechs Sportflugzeugen reisten die Gäste an. Vorsorglich hatte sich Prof. Dr. Theo Pfleiderer zur Egelsbacher Flugleitung begeben, um eventuell auftretende Sprachschwierigkeiten zu beseitigen – was sich als sehr nützlich erwies. Nach der Landung fragte die Flugleitung die französischen Gäste nach dem Flugplan: “Pas du tout! Pourquoi?” (Absolut nicht! Warum?) Gelächter auf beiden Seiten, die Flugleitung drückte beide Augen zu. Alle Gäste wurden privat bei Vereinsmitgliedern untergebracht. Nach einer Stadtrundfahrt schloss sich ein Treffen auf der Burg Franken­stein an, Begrüßungsworte wurden ausgetauscht, und zu fortgeschrittener Stunde nahmen auch die anfangs vorhandenen Sprachschwierigkeiten ab. Am nächsten Tag landeten – der Vereinsflotte voraus – die französischen Gäste in Griesheim. Der französische Vereinspräsident, Dr. Pierre Dalichampt, und die anderen fünf französischen Piloten wickelten den Funksprechverkehr in Griesheim in ihrer Muttersprache ab – Prof. Dr. Pfleiderer als “Flugleiter” machte dies zu ihrer Erleichterung möglich. Nach einer ausgedehnten Kaffeetafel unter freiem Himmel mit viel Zwetschenkuchen und noch mehr Wespen, starteten die Gäste am Nachmittag gen Westen, mit dem Versprechen, diese Besuche nicht einschlafen zu lassen.

Nachdem der bisherige Vorstand nicht mehr kandidiert hatte, wählten die Hessen-Flieger am 3. März 1978 einen völlig neuen Vorstand mit Prof. Dr. Theo Pfleiderer als 1. Vorsitzenden. Ziel des neuen Vorstandes war, alte Traditionen fortzusetzen und darüber hinaus fliegerische Aktivitäten zu fördern. Um dies zu erreichen, wurden gemeinsame Wochenendflüge über größere Distanz organisiert. Gemeinsame Flugvorbereitung, gemeinsamer Flug mit Funkkontakt untereinander und in jedem Flugzeug ein “Routinier” ermöglichten auch dem weniger Erfahrenen die Teilnahme.

Der erste Wochenendflug führte am 30. April /1. Mai 1978 nach Norderney. Fünf Flugzeuge machten sich auf den Weg. Trotz des weniger schönen Wetters war es für alle Beteiligten ein interessanter und lehrreicher Flug.

Im August 1978 folgten die Hessen-Flieger gern der Einladung ihrer französischen Fliegerfreunde aus Les Hauts de Cheè zur Teilnahme an einem Flugtag auf ihrem Platz.

In das Jahr 1978 fiel auch der Kauf eines weiteren Schulflugzeuges, der D-ECVW, einer Cessna 150, die der Fliegerkamerad Christian Hennemann dem Verein zum amtlichen Schätzpreis überließ – zur Zufriedenheit des Kassenwartes Helmut Schreiner.

Das Jahr 1979 bescherte den Hessen-Flieger einen herben Verlust. Beim zweiten Landeanflug auf die nur 450 m lange Piste des Flugplatzes Anspach/Taunus berührte die D-EMDC das oberste Kabel einer Hochspannungsleitung und stürzte in ein Kornfeld. Beide Piloten wurden zwar schwer verletzt – aber sie fliegen wieder.

In der Hauptversammlung am 18. Januar 1980 wurde Otto Baer zum Ehrenpräsidenten der Hessen-Flieger ernannt. In der gleichen Versammlung wurde Hans Erich Dingeldein zum 1. Vorsitzenden gewählt, Horst Lipinski wurde neuer Ausbildungsleiter.

Einer der ersten Beschlüsse des neuen Vorstands war der Ankauf eines Ersatzes für die D-EMDC. Mit der D-EEOR (C 172) fand man ein Flugzeug, das in allem den Vorstellungen entsprach.

Das 9. Griesheimer Dreieck am 10. Mai 1980 hatte einen besonderen Rahmen, fiel es doch mit dem “Tag der offenen Tür” auf dem Griesheimer Flugplatz zusammen, dem krönenden Abschluss der deutsch-amerikanischen Freundschaftswoche. Tausende von Besuchern waren gekommen, um die Waffen- und Geräteschau und das attraktive Schauprogramm zu sehen. Beifall gab es auch für die Musiker der 8. Infanteriedivision bei einem Platzkonzert. Am Rande des militärischen Geschehens hatten die Hessen-Flieger am Tower ihr Publikum. Wolfgang Schumacher als 1. Flugleiter hatte seine Mühe, in diesem Trubel die 24 Mannschaften pünktlich starten und landen zu lassen. Nicht zuletzt der Vorstand war am Abend froh, dass der Tag ohne Komplikationen verlaufen war, und alle waren sich einig, das Griesheimer Dreieck nie mehr mit einer Massenveranstaltung zusammenzulegen.

Am 7. Juni 1980 hatte der Hessen-Sternflug des Hessischen Luftsportbundes den Griesheimer Flugplatz zum Ziel. Schon einmal konnte der Flugplatz im Jahr 1973 zum 13. Hessen-Sternflug angeflogen werden. Diese Veranstaltung bot die sehr seltene Gelegenheit für einen Besuch des Flugplatzes durch eine größere Zahl vereinsfremder Flugzeuge, da dort normalerweise nur die Hessen-Flieger landen durften.

“August-Euler-Flugplatz” heißt der Griesheimer Flugplatz seit dem 11. Juli 1980 – benannt nach seinem Gründer – dank der Initiative von Oberbürgermeister Sabais. In seiner Festansprache betonte H. E. Dingeldein, dass dieses ein bedeutsames Ereignis für die Hessen-Flieger sei. Die Übernahme eines Gedenksteins in die Obhut des Vereins sei verbunden mit der Verpflichtung, im Sinne Dr. August Eulers für die Fliegerei, insbesondere für den Motorflug, zu arbeiten.

Im Herbst 1980 hatten die Luftverkehrsreferenten der Bundesrepublik Deutschland ihre Jahrestagung in Darmstadt. Leiter der Tagung war Ministerialrat Dr. Hermann Ludwig vom Hessischen Verkehrsministerium, auch ein Mitglied der Hessen-Flieger. Am Vorabend der Tagung konnte H. E. Dingeldein die Teilnehmer auf dem August-Euler-Flugplatz begrüßen.

1981 erhöhte sich die Mitgliederzahl auf über 170. In der Ausbildung standen 20 Flugschüler, und über 100 Mitglieder waren Inhaber des Privatpiloten-Scheines. Dieses erforderte die Umrüstung auf einen modernen Flugzeugpark, wobei besonderer Wert auf die Anschaffung von geräuscharmen Flugzeugen gelegt wurde. In den Jahren 1981 bis 1983 wurde daher die gesamte Flotte – mit Ausnahme der alten C172 D-EEXM und der C150 D-EBXH – erneuert. Die Anschaffung eines Flugzeug-Simulator-Gerätes im Juli 1981 gab eine gute Möglichkeit für “Übungen auf dem Trockenen”.

ab 1981: Die schönsten Jahre auf dem Griesheimer

Bis Anfang der 1990er Jahre war der Griesheimer Flugplatz für die Hessen-Flieger der Mittelpunkt des Vereinslebens. Die Flugschüler absolvierten am Wochenende ihre unzähligen Übungsplatzrunden ohne Landegebühren zahlen zu müssen. An den Abenden unter der Woche hielten die Fluglehrer in der Hütte den theoretischen Unterricht ab. Beim Wettbewerb “Griesheimer Dreieck” der Hessen-Flieger begeisterte der Schulgleiter SG 38 aus den zwanziger Jahren durch seine einfache Konstruktion. Im Sommer fanden regelmäßig gut besuchte Grillfeste statt und einmal im Jahr der Flugwettbewerb der Hessen-Flieger – das “Griesheimer Dreieck”.

Am 8. Juni 1985 trugen die Hessen-Flieger ihr 14. Griesheimer Dreieck aus. Es war in diesem Jahr dem Gedenken des verstorbenen Pfarrers Ferdinand Binot gewidmet, der ein begeisterter Pilot des Vereins gewesen war.

Die Hessen-Flieger nahmen den Wettbewerb zum Anlass, auch mit einer Ausstellung im Bürgerhaus allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern einen Einblick in die Faszination des Fliegens und dessen ausgefeilter Technik zu bieten.

Draußen auf dem Flugplatz wurden Fluggeräte – angefangen vom Rettungshubschrauber der US-Armee über moderne Sportflugzeuge bis hin zum abenteuerlich anmutenden Schulgleiter SG 38 – gezeigt, was flugerfahrene Senioren in Erinnerungen schwelgen und Jugendliche von dem Beruf des Piloten träumen ließ. In der Zwischenzeit setzten sich die am Wettbewerb teilnehmenden Mannschaften mit der modernen Flugtechnik auseinander. Der Wettbewerb forderte den 22 Teilnehmern viel Wissen und fliegerisches Geschick ab. Vor dem Start waren Fragen zu Technik, Navigation und Meteorologie zu beantworten, dann gings auf den Dreiecksflug – diesmal über Nierstein, Westhofen und Lorsch zurück nach Griesheim. Anhand von Luftaufnahmen – die zur Erschwernis natürlich oft aus Blickwinkeln aufgenommen waren, die nicht mit der Flugrichtung übereinstimmten – mussten verschiedene Objekte auf dem Kurs erkannt werden. Nach etwa einer Stunde sollten die Piloten ihre Maschinen auf die Sekunde genau in einem markierten Landefeld aufsetzen – eine hohe Anforderung an das fliegerische Können. Die Mannschaft Ochs/Bennhold kam mit den widrigen Windverhältnissen an diesem Tag am besten zurecht und belegte den ersten Platz. Damit gewann sie auch den Ehrenpreis des Magistrats der Stadt Darmstadt. Der zweite Platz wurde mit dem Ehrenpreis der Flughafen GmbH belohnt – ihn erhielt die Mannschaft Rausch/Kieht. Den dritten Platz gewann das Team C. Ullsperger/Staudt. Und weil das “Griesheimer Dreieck” in diesem Jahr zum 14. Mal ausgetragen wurde, gab es einen Ehrenpreis für die 14. Platzierung. Dieses nette “Trostpflaster” belohnte das Team Lehnert/Schneider für seinen Einsatz.

Am Abend hatte der Wind dann dermaßen aufgefrischt, dass der geplante Start eines Heißluftballons Opfer dieses Windes wurde und ausfallen musste. Das tat dem fröhlichen Fest nach dem Wettbewerb auf dem “Griesheimer” jedoch keinerlei Abbruch.

Am 22. August 1988 feierte Otto Baer seinen 80. Geburtstag. An diesem Tag war er mehr als 52 Jahre lang Fluglehrer mit zigtausenden Flugstunden und Hunderten von Flugschülern. Aus diesem Anlass gab der Verein seinem Ehrenvorsitzenden und Ausbildungsleiter einen Empfang im SGA-Sportzentrum. Unter den rund 150 Gästen befanden sich Darmstadts Kämmerer Otto Blöcker, der Europaabgeordnete Bernhard Sälzer, der Egelsbacher Flugplatzchef Karl Weber und der Geschäftsführer der dortigen Flugwerft Senator Wilhelm Röder sowie der Kommandant des Griesheimer Militärflugplatzes, Major Emil F. Meis.

Bis 1990 trug der Verein den Wettbewerb “Griesheimer Dreieck” aus und war Gastgeber beim 30. Hessen-Sternflug im Mai 1990 Egelsbach / Darmstadt / Egelsbach.

1991

Bis zum Ende der 1980er Jahre stand die Öffentlichkeit der Motorfliegerei sehr positiv gegenüber. Auch gestattete es die gute wirtschaftliche Lage einigen Darmstädter Unternehmen, die Hessen-Flieger durch großzügige Spenden beim Erwerb von Flugzeugen zu unterstützen. So kam es zum Kauf eines Tiefdeckers TB 10.

Taufe der TB 10

Viel Prominenz hatte sich am 11. Mai 1991 auf dem Griesheimer Flugplatz versammelt, um die Taufe des Tiefdeckers TB 10 mitzuerleben. Zu Ehren des ehemaligen Oberbürgermeisters wurde das Flugzeug an seinem 10. Todestag auf den Namen “Heinz-Winfried Sabais” getauft. Die Hessen-Flieger wollten damit ihre Verbundenheit mit dem ehemaligen OB demonstrieren, der selbst ein begeisterter Flieger war und sich stets für die Belange des Vereins eingesetzt hatte. Der große Darmstädter Volksschauspieler Günter Strack hatte sich, als er von der Aktion hörte, spontan zur Verfügung gestellt, als Taufpate zu fungieren. Stimmungsvoll rezitierte er eines der von Heinz-Winfried Sabais verfaßten Gedichte über die Lust an der Fliegerei und schritt dann zur feierlichen Taufe. Als Fernsehpfarrer aus der Fernsehserie “Mit Leib und Seele”, so meinte er humorvoll, besitze er genügend Erfahrung mit Taufen, und so schritt er zum traditionellen Zeremoniell. Eine Magnum-Flasche Sekt wurde geöffnet, und er ließ den perlenden Schampus über den Namenszug “Heinz-Winfried Sabais” fließen. Nach getaner Arbeit verkündete er, dass er nun zusammen mit dem 1. Vorsitzenden Adolf Gilb in die Lüfte gehen werde. Zum Einstieg bereit und vor der vermeintlich zu kleinen Tür stehend, reagierte er spontan auf das Grinsen einiger Zuschauer, die offenbar glaubten, dass Strack etwas zu “kräftig” gebaut sei. „Wenn Ihr glaubt, ich komm da net nei, dann habt ihr euch geschnidde, ich habs nämlich schon geübt“, sprach er und wuchtete sich mit einem Satz auf den Co-Pilotensitz der TB 10. Und für einen erfahrenen Piloten wie Adolf Gilb war es kein Kunststück, sondern ein Vergnügen, seinen prominenten Fluggast in die Luft und nach einer Ehrenrunde wieder sicher auf den Boden zu bringen. Und während die zwei durch die Lüfte schwebten, ging es dann in und vor den Clubräumen der Hessen-Flieger irdisch gemütlich zu. Bei Brezeln, Würstchen und Bier ließ man es sich trotz ungemütlichen Wetters gut schmecken.

Im Laufe des Jahres zeichneten sich Veränderungen ab, welche das Clubleben der Hessen-Flieger in den nächsten Jahren bestimmen sollten. Die erste Veränderung: Die Mitglieder des “Aero-Club Darmstadt e. V.” beschlossen am 1. März 1991 die Auflösung ihres Vereins mit der Empfehlung, als Segelflieger in den Sportflieger-Club Darmstadt und als Motorflieger zu den Hessen-Flieger zu wechseln. Die meisten wurden Mitglieder der Hessen-Flieger. Das Motorflugzeug des Aero-Clubs, die D-EMRM, eine Piper PA 28, kam zur Flotte der Hessen-Flieger. Es standen den Mitgliedern damit sechs Flugzeuge zur Verfügung:

  • D-EBXH Cessna 150 für Schulung und Charter
  • D-EEXM Cessna 172 L für Schulung und Charter
  • D-EDVG Cessna 172 N mit Langstreckentanks für Charterung
  • D-EJMT Cessna 172 N für Charterung
  • D-EMRM PA 28 181 für Charterung
  • D-EDIO TB 10 für Charterung

Die zweite Veränderung betraf den August-Euler-Flugplatz. Durch den Fall der Berliner Mauer und die damit verbundene Entspannung im Ost-West-Verhältnis begannen die USA ihre Streitkräfte in Deutschland zu verringern. Das US-Hauptquartier traf die Entscheidung, in den nächsten Jahren auch den Standort Darmstadt aufzugeben.

1992: Eine Ära ging zu Ende – Das Aus für EDES

Anfang 1992 zeichnete sich der teilweise Abzug der amerikanischen Truppen aus Europa ab. Es traf in Darmstadt auch die Hubschrauberstaffel der Amerikaner und das Flugplatzpersonal. Und dann erreichte die Hessen-Flieger der lange befürchtete Brief aus dem US-Hauptquartier in Heidelberg. Die amerikanischen Militärbehörden kündigten den Hessen-Flieger die Mitbenutzung des Griesheimer Flugplatzes zum 31. Mai 1992. Sie duldeten aber weiterhin stillschweigend die Anwesenheit der Hessen-Flieger auf dem Platz. Der Verein schöpfte Hoffnung. Aber dann kam das Aus zum 31. Juli 1992. Das Clubhaus wurde schweren Herzens von Teilen des Inventars und Mobiliars geräumt. Am 31. Juli 1992, dem letzten Benutzungstag für die Hessen-Flieger, wehten Fahnen mit Trauerflor am Vereinshaus auf dem Griesheimer. Die Hessen-Flieger nahmen Abschied von ihrem Domizil auf dem August-Euler-Flugplatz, von dem aus sie seit 1970 flogen und auf dem sich seit dieser Zeit das Vereinsleben abgespielt hatte. Selbst der Himmel weinte Tränen, als die Piloten zum letzten Mal mit den Vereinsmaschinen vom Griesheimer abhoben und die Maschinen nach Egelsbach zurückbrachten.

Für die Hessen-Flieger ging die Ära des “Griesheimers” an diesem Tag zu Ende. Sogar das Abschiedsgeschenk, das sich die Hessen-Flieger für den 8. August 1992 ausgedacht hatten, konnte nicht mehr verwirklicht werden. Eigens zum Gedenken an den legendären Postflug von Frankfurt nach Darmstadt mit dem Euler-Doppeldecker “Gelber Hund” sollte als Schlussakzent noch einmal ein gelber Doppeldecker auf dem Griesheimer Sand landen. Der Postminister persönlich hatte zum 8. August ein Sonderpostamt auf dem Flugplatz genehmigt, ein Sonderstempel wurde hergestellt. Die Amerikaner machten leider nicht mit. Sie wollten den Schlussstrich am 31. Juli 1992 ziehen und bestanden auf der Schlüsselübergabe an diesem Tag! Die Veranstaltung zur 80-Jahr-Feier des ersten amtlichen Postfluges in Deutschland fand deshalb am Feldberg im Schwarzwald statt.

Noch gab man allerdings nicht alle Hoffnung auf. Dr. Gernot Köhler gründete die August-Euler-Betriebs-GmbH, um zivilen Flugbetrieb mit wirtschaftlichem Nutzen zu erreichen. Jahrelang versuchte Gernot Köhler mit vielen gleichgesinnten Vereinsmitgliedern, den Nutzen des Flugplatzes und damit auch seines Flugbetriebs den Politikern und Bürgern bewusst zu machen. Unter großem persönlichen Aufwand wurden Informationsveranstaltungen organisiert, Gespräche mit Politikern und der Presse geführt.

Der Regierungspräsident in Darmstadt erklärte jedoch den gesamten Flugplatz zum Naturschutzgebiet und gestattete ab 1994 nur der TU Darmstadt die fliegerische Nutzung in geringem Umfang zu Forschungszwecken. Gegen diese Entscheidung klagte die August-Euler-Flugplatz Betriebs-GmbH. Der Rechtsstreit ging bis zum Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel.

Am 24. Januar 1998 verstarb im Alter von 89 Jahren Otto Baer. Die Hessen-Flieger verloren mit ihm einen stets hilfsbereiten Lehrer, dessen Geduld und feiner Umgangston am Boden wie in der Luft von allen sehr geschätzt wurde.

1998: Ein Unglück kommt selten allein – die Zerstörung des Vereinsheims

Am 15. Mai 1998 nahm die Hütte auf dem Griesheimer ein trauriges Ende. Ein Bus der HEAG kollidierte bei einer Übungsfahrt mit dem Vereinsheim. Der eingetretene Schaden war erheblich. Hüttenfreunde und ihre Helfer brachten vor dem Abriss das noch brauchbare Inventar in Sicherheit.

1999 – Das Jubiläumsjahr und seine Hoffnungen

Als Nachfolger von Adolf Gilb, der sich sehr um den Erhalt des August-Euler-Flugplatzes bemüht hatte, trat im Frühjahr 1998 Karl-Heinz Isselmann das Amt des 1. Vorsitzenden an. Einige Wochen später kam im Mai 1999 das endgültige Aus mit der Entscheidung über das Schicksal des August-Euler-Flugplatzes. Nach einem letztgültigen Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes in Kassel mussten sich die Flieger geschlagen geben und die Hoffnung auf eine zivile Wiederinbetriebnahme des “Griesheimers” begraben. Für viele der Griesheimer Tradition verbundene Mitglieder war dies eine herbe Enttäuschung. Was bleibt, ist die Erinnerung und der Dank an all jene mit ihrem vorbildlichen Engagement zum Erhalt der fliegerischen Heimstätte bis zur buchstäblich letzten Minute. Der Abschied von Griesheim bedeutete Abschied von einem geschichtsträchtigen Ort, einer maßgeblichen Wirkungsstätte deutscher Flugtradition und Entwicklung. Für den Verein bedeutete die endgültige Schließung den Verlust eines Stückes Vereinskultur und zugleich ein Neubeginn an anderer Stelle.

In diese Zeit der Trennung fiel 1999 auch der Verkauf zweier Flugzeuge D-EDVG Cessna 172 und D-EDIO TB 10 “Heinz-Winfried Sabais”, da aus ökonomischen Gründen keine sechs Flugzeuge mehr unterhalten werden konnten. Der Abschied fiel vielen schwer.

Das Jahr brachte aber auch Gutes. Anfang 1999 bot sich die Gelegenheit, einen großen Raum mit den zugehörigen sanitären Anlagen am Flugplatz Egelsbach anzumieten. Nach umfangreichem Umbau wurde das neue Clubheim rechtzeitig zur Jubiläumsfeier fertig und konnte eingeweiht werden – verbunden mit der Hoffnung, das sich hier am Ort des Fluggeschehens eine neue aktive fliegerische Gemeinschaft bilden möge.

Bei herrlichem Wetter veranstaltete der Verein am Sonntag, 22. August 1999, auf dem Flugplatz Egelsbach vor dem neuen Clubheim ein großes Jubiläumsfest zum 75jährigen Bestehen. Bei Essen und Trinken, Musik der Darmstädter Jazzband “En Haufe Leit”, einer Tombola für Freiflüge sowie einer Hüpfburg für die Kinder konnte der 1. Vorsitzenden Karl-Heinz Isselmann zahlreiche Gäste begrüßen. Es wurde kräftig gefeiert. Dank zahlreicher Sponsoren wurde die Vereinsgeschichte in einer Jubiläumsschrift “75 Jahre Hessen-Flieger” veröffentlicht. Vom Landessportbund Hessen erhielt der Verein eine Urkunde. Bei der Jahresabschlussfeier überreichte der Präsident des Hessischen Luftsportbundes dem Verein nachträglich eine Urkunde zum 75jährigen Jubiläum. Der Verein war auf rund 180 Mitglieder (darunter 80 Aktive, fünf Fluglehrer und zehn Flugschüler mit rund 1.200 Flugstunden) angewachsen.

2000 bis 2004

Das Jahr 2000 begann am 25. Februar mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Walter Dingeldein auf der Jahreshauptversammlung. Trotz herrlichem Sonnenschein fand das Sommerfest mit einer kleinen Fotoausstellung zum Thema August Euler am 13. August nur mäßigen Anklang und wurde deshalb in den folgenden Jahren nicht wiederholt. Zum 1. Oktober 2000 konnte im Clubheim zusätzlich das Nebenzimmer als Flugvorbereitungsraum von der HFG zugemietet werden. Leider bremste jäh ein Wasserrohrbruch mit Überschwemmung am 19. Oktober 2000 die gerade aufgeblühten Aktivitäten. Frisch renoviert wurden die Clubräume dann am 23. März 2001 zum zweiten Mal eingeweiht.

Die Hessen-Flieger richteten gemeinsam mit dem Hessischen Luftsportbund am 26. Mai 2001 die Abschlussveranstaltung des 41. Hessen-Sternfluges Darmstadt – Egelsbach aus. Vom Verein nahmen Dr. Herbert Noll und Jürgen Ritter am Wettbewerb teil.

Im Sommer 2001 wurde die Aviation Discussion Group – ADG, die eine Veranstaltungsreihe des Hessen-Flieger-Vereins und des Darmstadt Flying Clubs darstellt, im Garten eines Fluglehrers des DFC gegründet. Sie stellt eine lose Verbindung von Teilnehmern dar, deren Teilnehmer sich regelmäßig in ungezwungener Atmosphäre im Clubheim der Hessen-Flieger zum Erfahrungsaustausch treffen, an Vorträgen und Exkursionen teilnehmen, oder selbst einen aktiven Beitrag hinzufügen.

Wie bereits für andere Luftfahrtvereine brachte die Einführung des elektronischen Buchungssystems RESI (per PC, Handy oder telefonisch bei der Flugleitung) ab 1. Oktober 2001 auch bei den Hessen-Flieger die Vorteile des Computerzeitalters. Es bewährte sich außerordentlich gut und ist zum festen Bestandteil des praktischen Fliegerlebens geworden. Seit Herbst 2002 präsentiert sich der Verein mit einer Homepage im Internet, die von Simon Bock-Janning aufgebaut wurde und von Frank Murmann betreut wird.

Der Flugzeugpark wurde in den Jahren 1999 bis 2003 mit neuer Avionik, GPS und Motoren modernisiert. Der Verein erwarb am 25. Juli 2000 ein gebrauchtes leistungsstarkes Reiseflugzeug, eine viersitzige Piper P28B 236 “Dakota” D-EIWK mit 235 PS, Baujahr 1980, das sich seitdem besonderer Beliebtheit erfreut. Wenig später führte ein Flugunfall auf dem Flugplatz Michelstadt am 22. September 2001 zum Totalschaden der Piper P28A 181 D-EMRM. Als Ersatz konnte Ende November als außergewöhnliches Angebot die D-ETLA Piper P28A-181 Archer III, 4sitzig, Baujahr 1995, beschafft werden. Mit insgesamt 1512 Flugstunden der Mitglieder in 2001 waren die Investitionen gut angelegt. Die Wartung und Reparatur der Vereinsflotte wird seit 2003 von Holger Eßmann-Starbatty koordiniert, der nach einem Ausbildungslehrgang zum Flugzeugwart Wolfgang Bubeck in dieser Funktion ablöste.

Am 1. Mai 2003 trat die neue europäische Fluglizenz JAR FCL in Kraft. Daneben wurde ab 1. Juni die neue überarbeitete Flugbetriebsordnung gültig. Es musste festgestellt werden, dass sich durch die Preissteigerungen der vergangenen Jahre die Kostensituation angespannt darstellte, zumal naturgemäß auch nennenswerte Investitionen in die Zukunft zu berücksichtigen waren und gleichzeitig die Mitgliederzahl bis Ende 2003 mit über zehn Prozent auf 160 (87 Aktive, darunter 7 aktive Fluglehrer) zurückging.

Die Hessen-Flieger führten seit vielen Jahren erstmals wieder vom 23. Mai bis 1. Juni 2003 ein Fliegerlager in Leutkirch durch. 31 Flugbegeisterte genossen Flüge durch das Voralpenland und in die Alpen hinein. Durchgeführt wurden PPL-Schulung, Mustereinweisungen, Refresher, Jahrescheckflüge, Alpeneinweisungen, Höhenflüge, Schlechtwettereinweisungen u.v.m. sowie acht Stunden Theorie zu den Themen Alpenfliegerei, Luftraumstruktur und JAR-FCL.

Das nächste Fliegerlager fand 2004 vom 5. bis 13. Juni in Essen-Mülheim statt. Das unruhige Vereinsleben durch die im Sommer 2002 begonnenen Baumaßnahmen zur Rollwegverlängerung sowie der Umgestaltung der großen Parkflächen des Egelsbacher Flugplatzes in 2003 vor dem Clubheim endete mit einem gemeinsamen Sommerfest aller auf dem Flugplatz beheimateten Vereine und Unternehmen am 4. Juli 2004 mit gleichzeitigem 40-jährigen Jubiläum der Polizeihubschrauberstaffel. Die Hessen-Flieger beteiligten sich bei der Einweihung der verlängerten Piste in einem Pavillon mit kleiner Ausstellung zur Hessen-Flieger-Geschichte und Passagierrundflügen.

2005

Die stetige Verteuerung der Mineralölpreise seit 2003 machte eine Anpassung der Flugstundenpreise ab 1. Januar 2005 unumgänglich – je nach Maschine auf 95 bis 175 Euro. Die Flotte bestand aus fünf Flugzeugen: D-EBXH, D-EEXM, D-ETLAD-EIWK und D-EJMT. Letzteres mit Mitglied Reiner Föse am Steuer wurde bei den Dreharbeiten zum Bollywood-Film “Humraah – The Traitor” im Flug über dem Tower im Bild festgehalten. Die Aviation Discussion Group mit ihren interessanten Veranstaltungen zählte auch 2005 zum festen Bestandteil des Vereinslebens. Ursula Ecksteins Vortrag über die Anfänge der Hessen-Flieger füllte den Clubraum bis auf den letzten Platz . Das Fliegerlager hatte 2005 Trier-Föhren zum Ziel.

2006

Das Jahr verging ohne besondere Ereignisse. Das Fliegerlager führte die Teilnehmer noch einmal nach Leutkirch. Grillabend, Weihnachtsfeier und das “Abfliegen” am Silvestertag sowie der Stammtisch jeden 2. und 4. Samstag im Monat im Fliegerheim gehörten wie immer dazu.

2007

Aufgrund des Rückgangs der Flugstunden und der Tatsache, dass in 2007 nur drei aktive PPL-A-Schüler und drei weitere in Anwärterschaft waren, beschloss die Jahreshauptversammlung auf Anraten des Vorstandes, die Flotte um bis zu zwei Flugzeuge zu verkleinern.

In Stadtlohn im Münsterland wurde das Fliegerlager 2007 durchgeführt. Das Egelsbacher Flugplatzfest am 9. September 2007 mit mehr als 10.000 Besuchern war für die Hessen-Flieger ein voller Erfolg, die mit 82 Fluggästen das beste Ergebnis aller Vereine aufwiesen. Ursula Eckstein lieferte mit ihrer historischen Hessen-Flieger-Ausstellung auf den von Eberhard Uhland gestifteten neuen Ausstellungswänden den Hingucker am Stand. Viele Gespräche mit Interessenten sollten für den dringend benötigten Vereinsnachwuchs sorgen. Kurz darauf erregte der von Sundus Rifaat organisierte und durchgeführte Fly-In Berlin-Tempelhof mit 100 teilnehmenden Flugzeugen am 15./16. September 2007 zum Kampf gegen die bevorstehende Schließung in Berlin große Aufmerksamkeit in der Presse und sorgte damit für die Publizität des Hessen-Flieger-Vereins. Der am 6. November 1992 von den Hessen-Flieger-Senioren in Darmstadt gegründete monatliche offene Stammtisch feierte 2007 sein 15jähriges Bestehen im Restaurant Dubrovnik.

2008: ein Jahr der Hoffnungen

Das Vereinsjahr hob sich gleich in vierfacher Hinsicht von den vorigen Jahren ab:

Zunächst wurde auf der Jahreshauptversammlung am 22. Februar Christa Schreiner aus ihrem Amt als langjährige Geschäftsführerin verabschiedet. Als Nachfolgerin wurde Gundela Kleinmann gewählt. Jürgen Rühl übergab sein Amt an den neu gewählten Kassenwart Heinz-Georg Kirchholtes. Donaueschingen wurde in diesem Jahr für das Fliegerlager bestimmt.

Nach monatelangem Bemühen, die Flotte zu verkleinern bzw. zu verjüngen und damit dem rückläufigen Mitgliederstand von jetzt 152 Personen bei 935 Flugstunden anzupassen, gelang es, die D-EJMT zu verkaufen und am 19. April 2008 an einen Verein aus Unterschüpf zu übergeben. Weiter konnte der im August 2008 verunfallte, in die Jahre gekommene Hochdecker D-EEXM “August Euler” abgestoßen werden. Dafür wurde die fast neue D-EXFS erworben und am 4. September 2008 in Rendsburg abgeholt – eine Cessna 172 R, 160 PS-Einspritzmotor, Baujahr November 2006, Inbetriebnahme Februar 2007, Langstreckentanks, GPS mit “Moving Map” als Navigationsunterstützung, Motorlaufzeit 205 Stunden. Der Sommer bescherte ein ganz besonders seltenes Großereignis: Der mehr als 22 Jahre von den Hessen-Flieger mitbenutzte August-Euler-Flugplatz Darmstadt hatte Geburtstag. Bei herrlichstem heißen Wetter wurde er aus Anlass seines 100-jährigen Bestehens am 30./31. August 2008 mit einer Großveranstaltung mit Oldtimer-Flugschau gefeiert, die vom neuen Eigentümer, der TU Darmstadt, veranstaltet wurde. Insgesamt mehr als 35.000 Zuschauer strömten während der zwei Tage zum Flugplatz. Die Hessen-Flieger wurden durch Prof. Hanns Peter und August Euler (die Enkel des Flugplatzgründers Dr. August Euler), Götz von Hiddessen (Sohn des ersten Postfliegers Ferdinand von Hiddessen), 1. Vorsitzender Karl-Heinz Isselmann, Christa Schreiner, Ursula Eckstein (die ihr Buch über den August-Euler-Flugplatz vorstellte sowie Historie und Wirken des Vereins auf EDES auf großen Tafeln ausstellte), Wolf-Dieter Redlich, Reiner Foese und anderen sowie durch die Vereinsmaschine “Darmstadt” repräsentiert.

Kurze Zeit danach folgten am 26. September in Frankfurt-Egelsbach zwei weitere außergewöhnliche Events.

Zum einen feierten die Hessen-Flieger die neu angestrebte Fliegergemeinschaft der fünf Flugsportvereine auf dem Flugplatz Frankfurt-Egelsbach, die sich vertraglich zur Nutzung des Hessen-Flieger-Clubheims am Flugplatz zu einer Kooperation zusammengefunden hatten. “Gemeinsam sind wir stark und können vielleicht auch (fliegerische) Berge versetzen”, wünschte sich der 1. Vorsitzende Karl-Heinz Isselmann, der unermüdlich die Verhandlungen mit den Luftfahrtvereinen geführt hatte. Vorausgegangen war bereits im Juli 2008 die Regelung der gemeinsamen Nutzung einer Hessen-Flieger-Maschine mit dem DFS-Fliegerclub zwecks besserer Maschinenauslastung. Zum anderen wurde auf diesem Fest die neu angeschaffte Cessna D-EXFS mit einer Magnumflasche Sekt von Ehrenpräsident Adolf Gilb und Ehrenmitglied Prof. Hanns Peter Euler als Taufpaten auf den Namen “August Euler II” getauft. Damit stellte der Verein erneut symbolisch eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne her. August Euler untermalte den Taufakt musikalisch auf seiner Trompete. Prof. Euler las “Der kranke Adler” von Otto Mock aus “Der tolle Euler”. Bereits im September 1972 – also vor 36 Jahren – hatte die Vereins-Maschine D-EEXM – traditionsbewusst und eng verbunden mit der Fliegerei Darmstadts – den Namen August Euler erhalten. Die Erinnerung an Deutschlands Flugzeugführer Nr. 1 und Deutschlands erstem Flugzeugfabrikanten wurde damit weiter wach gehalten. Flugzeugtaufe und Kooperation sollen ein Stück weit für die fliegerische Zukunft fit machen, so der 1. Vorsitzende Karl-Heinz Isselmann.

2009

Überschattet wurde das Jahr mit der Sorge um den Flugplatz Frankfurt-Egelsbach, dessen schlechte wirtschaftliche Situation durch den Flugplatzverkauf an den Käufer NetJets verbessert werden sollte.

Im Verein betreuten Anfang des Jahres fünf Fluglehrer acht Flugschüler. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung am 27. Februar 2009 im Restaurant Waldschlößchen in Griesheim wurden durch den 1. Vorsitzenden Karl-Heinz Isselmann zahlreiche Ehrungen vorgenommen:

Für 10jährige Mitgliedschaft: ein Blumengruß für Ursula Eckstein
für 20jährige Mitgliedschaft: Thomas Pomaska mit der silbernen Hessen-Flieger-Nadel
für 40jährige Mitgliedschaft: Adolf Gilb, Jürgen Ritter, Horst Lipinski, Dr. Karl Schmitt, Renate Schmitt, Helmut Repp, Dr. Gernot Köhler, Gundela Kleinmann. Überreicht wurde eine repräsentative Ehrengabe in Form einer Kristallglas-Plastik mit eingraviertem Hessen-Flieger-Logo und dem Schriftzug des Geehrten für 40jährige Mitgliedschaft.

Für das alljährliche Fliegerlager wurde 2009 Eisenach ausgewählt. Beim “Tag der Vereine” im Darmstadium am 25. Oktober 2009 repräsentierten sich die Hessen-Flieger sehr erfolgreich.

2010

2010 war ein recht schwieriges Jahr geprägt durch den demographischen Wandel, der sich durch natürlichen Abbau im oberen Altersbereich und fehlenden Nachwuchs im unteren Bereich bemerkbar machte. Dazu kam die wirtschaftlich angespannte Lage durch die allgemeine Wirtschaftskrise. Bis Ende des Jahres verringerte sich die Mitgliederzahl weiter auf 138 bei nur knapp mehr als die Hälfte Aktiver. Dies spiegelte sich im Rückgang der Flugstunden auf 797 wieder. Ab 1. Mai wurde eine angepasste Flugbetriebsordnung gültig. Das alljährliche Fliegerlager fand in Coburg statt. Bei der Instandhaltung der Flotte erfuhr die D-EIWK eine komplette Innenrenovierung.

Da am 12. März 2010 in der Jahreshauptversammlung kein Vorstand gewählt werden konnte, wurde die Wahl in einer außerordentlichen Hauptversammlung am 30. April nachgeholt – 2. Vorsitzender wurde Jörg Philippi als Nachfolger von Simon Bock-Janning.

Geschäftsführender Vorstand (gem. Satzung § 9):

1. Vorsitzender: Karl-Heinz Isselmann
2. Vorsitzender: Jörg Philippi
Geschäftsführerin: Gundela Kleinmann
Kassenwart: Heinz-Georg Kirchholtes

Erweiterter Vorstand (gem. Satzung § 10):

Geschäftsführender Vorstand: s.o.
Ehrenpräsident: Adolf Gilb
Beisitzer.(1/50): Simon Bock-Janning (Ausbildungsleiter)
Beisitzer.(1/50): Holger Eßmann-Starbatty (Flugzeugwart)
Beisitzer.(1/50): Fred Heller
Marketingberater: Andreas Kreikle
Chronistin: Ursula Eckstein (kooptiert)

Ältestenrat (alphabetisch) (gem. Satzung § 15):

Wolfgang Rausch, Wolf-Dieter Redlich, Ulrich Schmidt, Dr. Karl Schmitt, Christa Schreiner

In einer weiteren außerordentlichen Mitgliederversammlung am 25. November wurde für die aktuelle Satzung von 1988 mit einer Nachbesserung von 1989 eine weitere notwendige Satzungsänderung vorbereitet, die im Frühjahr 2011 zu beschließen war.